Kein Bildmedium eignet sich so gut, Geschichten zu erzählen, wie die Fotografie. Geschichten über urbane Schnelllebigkeit und stiller Natur. Motive und Themen aus aller Welt werden von Andrea Hänni, der Anfang der 70er-Jahre seine Passion für die Fotografie entdeckte, gleichermassen in träumerischer Manier mit seiner original Polaroid SX-70-Kamera eingefangen.

Im Jahr 1980, bevor Andrea Hänni eine private Kunstschule in Firenze besuchte, beschaffte er sich eine SX-70 Land Kamera und fing an erste Erfahrungen zu sammeln. Ihn faszinierte, dass jedes Sofortbild ein Unikat ist. Die sanften, leicht ausgeblichenen Farben und der eigene Kontrast sind einmalig und unverwechselbar. Polaroids sind einzigartig wie jeder Moment. Er arbeitet sehr gerne mit dem quadratischen Format und legt auf eine ausgewogene Komposition grossen Wert. Es ist erfreulich, dass junge Leute Interesse an diesem Medium haben. Speziell Polaroid-Fotografie lebt wieder auf.

«Der ästhetische Zweck der Sofortbild-Fotografie ist es, all denen, die ein künstlerisches Interesse an der Welt haben, ein neues Ausdrucksmedium zur Verfügung zu stellen.» Edwin Land

Nach seinem Besuch bei einem Grafikteam in Milano kam Hänni in Berührung mit der Sofortbild-Fotographie und liess sich von der Polaroid Fotographie inspirieren. Die Einfachheit der Polaroid-Kamera lässt ihn bis heute nicht mehr los. Es kommt seiner spontanen Art, Bilder einzufangen, sehr entgegen. Die sanften, leicht ausgeblichenen Farben und der eigene Kontrast sind einmalig und unverwechselbar. Kein Motiv scheint seinem rastlosen Auge zu entgehen. Hänni schafft es immer wieder, unscheinbare Gegenstände, Gebäude oder Situationen auf kunstvolle und ästhetische Weise hervorzuheben und Bedeutung zu geben.

Einen Teil seiner Jugend hat Hänni in Holland verbracht. Später zog er nach Chur, wo er eine kaufmännische Lehre absolvierte. In den Jahren 1980/81 besuchte er die Fortman Studios in Firenze, eine private Kunstschule für Fotografie und Design. Während dieser Zeit befasste er sich hauptsächlich mit Aufnahmen von Details auf Maueroberflächen. Überreste von abgerissenen und wieder überklebten Plakaten auf diversen Mauern hinterliessen Spuren. Mauerstrukturen veranlassten ihn, Licht- und Schattenstudien anzustellen. Bildaufbau war das Thema, dass ihn fesselte. Er war immer bemüht, auch heute noch, das Bildformat voll auszunützen und die Aufnahmen entsprechend zu komponieren. Er erledigte im Labor sämtliche schwarz/weiss Arbeiten selber.
Seine Polaroid Land-Kamera begleitete ihn immer und überall. Neben seiner «normalen» Fotografie machte er Polaroid SX-70 Fotos (Old Polaroids). 1990 entdeckte er zusätzliche Möglichkeiten: Mit seiner Polaroid SX-70 Kamera begann er, Aufnahmen ab Video und TV-Bildschirm zu machen. Jeder Film besteht aus einzelnen, aneinandergereihten Bildern. So werden Bewegungsabläufe sichtbar. Die einzelnen Bilder werden nicht selektiv von blossem Auge gesehen, sondern lediglich der «Bewegungsfluss». Mit seiner Technik konnte er einzelne Sequenzen einfrieren, Bruchteile von Sekunden nur. Die Standbilder benützte er für die Aufnahmen. Die Bildserien bekamen eine eigene neue Dynamik. So gelang es, scheinbar Unbedeutendes, für die Betrachter nicht bewusst Wahrnehmbares, in den Status des Bedeutsamen und Grossen zu heben. Er kann so der «Schnelllebigkeit» einen Streich spielen.
Seit er mit der Polaroid SX-70 arbeite, benutzte er Filmmaterial verschiedener Generationen. Die alten Filme hatten wunderschöne Farben. Im Jahr 2008 machte die Firma Konkurs, die Filmproduktion wurde eingestellt. Das war ein Schock für alle Polaroid-Kunstschaffenden. Ein paar Jahre später startete die Produktion der neuen Generation der Polaroid-Filme. Ein paar verrückte Österreicher hatten die letzte Polaroid-Fabrik in Ensgede, Holland, gekauft und begannen wieder Sofortbildfilme zu produzieren. Die neuen Farb- und Schwarz/Weiss-Filme unterscheiden sich sehr vom alten Material. Die Filme reagieren stark auf Temperaturschwankungen und verändern sich mit der Zeit. Vor allem die S/W Bilder werden mit der Zeit sepiafarbig. Die Arbeit mit dem neuen Film ist herausfordernd, aber reizvoll, meint Hänni. Das Material lebt gewissermassen. Es wird auch ständig verbessert und weiterentwickelt.

(Photos zvg)