Die meisten Pflanzen sind auf Insekten als «Postboten» angewiesen, um den Pollen in ihren Blüten zu übertragen. Und damit ist es auch der Mensch, wenn er etwas ernten will – seien es Gemüse und Früchte aus dem eigenen Garten oder Äpfel und Birnen aus der Obstanlage. Doch um den weltweiten Bestand an Bienen, Käfern, Faltern & Co. steht es nicht gut. Je mehr blüten- und kleinstrukturreiche Landschaften verschwinden und je mehr Pestizide eingesetzt werden, desto schwerer wird es für die meisten Arten zu überleben. Darum ist es umso wichtiger, dass sich die kleinen Nützlinge in unseren Gärten und Balkonen wohlfühlen und dort Schutz und Nahrung finden.

Wildbienen sind ebenso fleissige Blütenbesucher wie ihre grossen Verwandten.

Mit Blüten bezirzt
Was bestäubende Insekten zum Überleben benötigen, ist ein breit gefächertes Blüten- und damit Nahrungsangebot. Die entsprechende Pflanzenauswahl lockt sie zielsicher an. Bienen bevorzugen blaue und gelbe Blüten. Helle, lebhafte Farben, darunter Orange, Rot, Gelb und Violett, ziehen Schmetterlinge an. Beiden sind flache, offene Blüten mit grossen Blütenblättern – das macht die Landung einfacher – und kurze Nektarröhren am liebsten. Andere wie das an einen Kolibri erinnernde Taubenschwänzchen bevorzugen Blüten mit langen und schmalen Blütenkelchen. Beispiele sind Rotklee und Luzerne, aber auch Garten- und Balkonpflanzen wie Eisenkraut, Fuchsien, Petunien oder Phlox.

Dank Rüebli und Fenchel in unseren Hausgärten ist der Schwalbenschwanz zum Kulturfolger geworden.

Im Spätwinter geht es los
Um ihren Energiebedarf zu stillen, besuchen Insekten jeden Tag Hunderte von Blüten. Deshalb sollte der Blütentisch von Spätwinter bis in den Herbst reich gedeckt sein. Im Februar, wenn Weiden und Tierlibaum ihre nektarreichen Blüten öffnen und den Start in die Gartensaison verkünden, geht es los. Dazu gesellen sich Zwiebel- und Knollenpflanzen wie Krokus, Winterling, Blaustern, Busch-Windröschen, Lerchensporn, Hyazinthen und früh blühende Stauden. Nach den Eisheiligen Mitte Mai wird der Garten immer bunter. Als exzellente Bienenweide gelten Korbblütler wie Garten-Margerite, Goldgarbe, Sonnenhut oder Sonnenbraut, aber auch Lippenblütler wie Anis-Ysop, Bergbohnenkraut, Indianernessel und Katzenminze. Auch blühende Kräuter wie Lavendel, Oregano und Strauchbasilikum werden sehr gerne besucht. Nach Sonnenuntergang locken nachtduftende Pflanzen wie Zitronen-Taglilie, Ziertabak oder Vanilleblume Nachtfalter und Motten an. Ist die Blütezeit vorbei, liefern heruntergefallene Früchte, darunter Himbeeren und Brombeeren, später Äpfel und anderes Kernobst, Nahrung und Energie. Für Insekten, die ausgewachsen überwintern, sind die letzten Nahrungsquellen im Spätherbst enorm wichtig.

Honigbienen lieben das Strauchbasilikum über alles!

Häufiger als man denkt: der Nierenfleck-Zipfelfalter ist ein Kleinod.

Der Mix entscheidet
Einen Garten attraktiv für die kleinen Helfer zu machen, ist kein Hexenwerk. Ein Wildstaudenbeet, eine Totholzecke oder einfach ein kleiner wilder Abschnitt im Garten sind ein guter Anfang. Stauden werden idealerweise in grösseren Gruppen – drei bis fünf Pflanzen anstelle von Einzelpflanzen – gepflanzt, damit die Bestäuber ohne grossen Energieaufwand nach Futter suchen können. Sicherheit und Schutz geben Gestaltungen mit variierender Pflanzenhöhe. Noch mehr Vielfalt wird geboten, wenn einjährige Pflanzen mit Stauden und Gehölzen gemischt werden. Auf Pestizide sollte man verzichten.

Verbenen sind sehr beliebte Sommerblüher, im Bild der Besuch eines Taubenschwänzchens.

Angeknabberte Blätter sind ein gutes Zeichen
Nicht zu vergessen sind die Raupen. Es lohnt sich, ein paar besondere Pflanzen mit einzuplanen, damit sich einige erwünschte Raupen etablieren können. Über ein paar angeknabberte Blätter gilt es sich nicht zu ärgern – im Gegenteil. Sie sind ein Beleg dafür, dass sich die Raupen wohlfühlen. Manche sind durchaus wählerisch: Die Raupen des Schwalbenschwanzes beispielsweise bevorzugen das Laub von Doldenblütlern wie Dill, Karotte oder Fenchel. Ein Zwetschgenbaum für den Nierenfleck-Zipfelfalter oder Brennnesseln für Distelfalter, Admiral und Konsorten sind weitere Beispiele für Pflanzen, die Schmetterling wie Raupe erfreuen – wenn auch nicht zwingend in jedem Fall den Pflanzenliebhaber.

Häufiger Gast an Verbena bonariensis: der Schwalbenschwanz.  Im Bild rechts das winzige Ei des Schwalbenschwanzes an Fenchel.

Wer auch die Raupen aufspüren will, braucht sehr gute Augen …

(Photos zvg Picturegarden | Rohner)