Herr Stämpfli – seit wann sind Sie beim UFZ mit dabei?
Das genaue Jahr weiss ich nicht mehr. Das muss ca. im Jahr 2002 gewesen sein, als ich die Nachfolgeplanung aufgebaut hatte. Das UFZ schien mir damals für meine Tätigkeit als regionales Netzwerk geeignet. Was sich im Laufe der Jahre auch so bestätigte. Inzwischen habe ich die eigene Nachfolge (Nachfolgepool) geregelt und trete nun unter meinem Namen am Markt auf.

Was waren Ihre Highlights in der Zeit?
Das Dauer-Highlight meiner Mitgliedschaft ist die Jury für die Evaluation und Vergabe des Zürichsee Unternehmer Awards, welcher ich seit 2010 angehöre. Zusammen mit meinen Kollegen Hans-Jürg Spreiter von der BDO und Felix Fischer von der Credit Suisse haben wir unzählige Firmen evaluiert und besucht, um jedes Jahr einer «Der Besten» aus dem Raum Zürichsee nominieren zu können.  Das ist uns auch gelungen, denn alle ausgezeichneten Unternehmen sind heute noch erfolgreich im Markt.
Die Award-Verleihungen sind auch für die meisten Mitglieder ein Höhepunkt des Jahres. Jeweils im darauffolgenden Jahr findet bei den Preisträgern eine Betriebsbesichtigung statt, welche geschätzt und gut besucht sind.

Wollen wir mal einen kleinen Rückblick wagen? Wie hat sich das UFZ in den letzten Jahren entwickelt?
Das UFZ hat eine stabile Vergangenheit hinter sich. Weder grosse Bewegungen nach oben wie unten.  Es fanden immer etwa die gleiche Anzahl Veranstaltungen statt.  Es ist für den Vereinsvorstand und die Geschäftsleitung immer eine Herausforderung, sich im Wettbewerb der unzähligen Anlässe Gehör zu verschaffen. Das UFZ grenzt sich gegenüber den lokalen und regionalen Gewerbevereinen und Wirtschaftsförderungen ab, indem keine politischen Themen behandelt werden. Das UFZ will den Mitgliedern Führungsverhalten und Spezialwissen vermitteln, Unternehmen vernetzen und für Neues motivieren.   

Also gab es letztes Jahr eine kleine Neuausrichtung?
Die von Ihnen angesprochene Neuausrichtung ist erst in ihren Anfängen ersichtlich und wird durch die aktuelle Zeit leider gebremst, aber nicht gestoppt. Im letzten Jahr wurden neue Formate eingeführt, so der UFZ Two-Lunch. Mitglieder können sich dafür anmelden und werden nach einem Zufallsgenerator mit anderen Mitgliedern zusammengebracht, welche sich zu einem Lunch treffen. Dann ist geplant, die vier Sponsoren, BDO, Credit-Suisse, Swisscom und Zürich-Versicherung mehr in die Anlässe einzubinden.

Und konnte man auch neue Mitglieder begeistern?
Ich nehme Ihre Frage zur Selbstreflektion auf, dass wir der Begeisterung unserer Mitglieder zukünftig einen höheren Stellenwert einräumen sollen, als bisher.
Es ist wie in jeder Vereinigung: es gibt einen stabilen Kern an Mitgliedern und Sponsoren sowie solche, welche mal Mitglied werden und wenn sie mangels Zeit (oder Interesse) nicht an die Anlässe kommen und auch keine Aufträge aus dem UFZ-Kreis erhalten, wieder austreten. Auch das UFZ steht mitten im Wandel unserer Gesellschaft. Bei der Gründung vor 24 Jahren war die Welt noch eine andere. Die Globalisierung und Digitalisierung betrifft direkt und indirekt fast alle von uns. Bindungen und Loyalität haben im Verteilkampf tendenziell abgenommen. Das Wirtschaftsleben ist hektischer und kurzfristiger. Was heute gilt, ist morgen überholt.
Nehmen Sie uns also mit der «Begeisterung» beim Wort.

Welche Vorteile bringt einem Zürisee-Unternehmer eine Mitgliedschaft beim UFZ?
Einmal ganz deutlich die regionale Ausrichtung des UFZ und die Vernetzung mit unterschiedlichen Branchen. Der Ideenaustausch ist an den Anlässen jeweils mit Händen zu spüren. Sobald man länger dabei ist, kennt man sich untereinander besser und kann so schneller zu einem anderen Unternehmen Kontakt aufnehmen.
Für mich persönlich hat sich die Mitgliedschaft in jedem Fall gelohnt, Nicht nur wirtschaftlich, sondern auch auf der persönlichen Ebene. Dann sind auch die Mitgliederbeiträge sehr bescheiden. Als Einzelmitglieder sind das 140 Franken und für Unternehmen bis 10 Mitarbeitende 280 Franken pro Jahr.

Ihr macht auch Events. Was darf man beim Besuch eurer Veranstaltungen erwarten?
Am 11. März 2020 wäre unser erster Anlass gewesen. Neben der Award-Verleihung der Wichtigste in unserem Vereinsleben: die Mitgliederversammlung zusammen mit einem Referat über Cyberkriminalität durch Staatsanwalt Stephan Walder. Aus bekannten Gründen konnten wir diesen Anlass nicht durchführen. Das Landhaus Bocken muss also auf einen nächsten Event von uns noch etwas warten.
Wir haben viele Ideen für Events, sobald die aktuelle Phase des Versammlungsverbots und der Distanzvorschriften vorüber sind. Als Koordinator des UFZ hätte ich als erstes am liebsten ein Frühlingsfest, wo man sich in gemütlicher Runde über die vergangene Zeit, aber auch die Sorgen, welche einen belasten, sprechen könnte. Ohne Fachreferat, einfach so zusammensitzen, wie im Familienkreis.
Dann werden wir die Serie UFZ Two Lunches fortsetzen und eine weitere Serie über Quereinstiger starten. Es gibt mehr Beispiele als man denkt, wo Menschen ihre früheren Berufswege verlassen haben um neue Herausforderungen anzunehmen.   
Wir wollen unsere Anlässe persönlicher ausrichten, wo man für seinen Lebensweg Impulse erhalten kann. Dafür etwas weniger Fachwissen vermitteln, wenn schon dann Spezialwissen. Geschwindigkeit und Daten sind neben dem Geld zu neuen Währungen geworden. Wer über Daten verfügt, beherrscht die Welt, so die gängige Meinung. Falsch. Es wäre an der Zeit, diesen Megatrends die ACHTSAMKEIT gegenüberzustellen. Darüber wollen wir uns auch mit unseren Mitgliedern austauschen. Die Form ist noch zu definieren.

Wie sieht die Situation jetzt in der Krise bei den Unternehmern um den Zürichsee aus?
Ja, das ist leider eine ernsthafte Angelegenheit. Wir haben Mitglieder aus der Dienstleistungsbranche, welche kaum mehr Aufträge haben. Etwas, was nicht unbedingt sein muss, wird zurückgestellt. So wird die neue Webseite auf bessere Zeiten verschoben, das Marketingkonzept für die nächste Saison weitergeführt, das Coaching gerät ganz unter die Räder, weil wir alle die Kontakte reduzieren sollten. Nicht vergessen möchte ich die persönlichen Dienstleistungen wie Coiffeure oder die Blumengeschäfte und Gartencenter. Mir tut das Herz weh, wenn ich bei meinen wenigen Besuchen für dringende Einkäufe die geschlossenen Geschäfte anschaue. Da frage ich mich oft, ob das mit etwas Kreativität nicht auch anders hätte gelöst werden können.

In welchen Bereichen gibt es trotzdem Wachstumsbereiche rund um den Zürichsee?
Diese Frage ist etwas schwierig, nur für das Gebiet des Zürichsees zu beantworten. Nicht nur in unserer Region profitieren die Drogerien und Apotheken für Desinfektions- und andere Hygieneprodukte oder Heilmittel. Wichtige Wachstumsimpulse haben die Onlinehändler und Zustellbetriebe. Dann die lokalen Gemüseproduzenten, welche sich als Alternative zu den Grossverteilern positionieren können. Ganz wichtig ist das Gesundheitswesen rund um die Krankenhäuser, welche mit Personalengpässen umzugehen haben. Auch die Pharmaindustrie und Industrie für medizinische Geräte sind zu erwähnen oder alle Produktions- und Handelsbetriebe von  «Hamsterprodukten».
Das alles mag nicht darüber hinwegzutäuschen, dass der gleichzeitige Einbruch des Angebots wie der Nachfrage zahlreicher Güter sehr schmerzhaft ist.

Eine letzte Frage: Was ist Ihr persönlicher Wunsch für die Wirtschaftsregion Zürichsee?
Es würde mich freuen, wenn sich KMU noch mehr untereinander austauschen und voneinander mit Ideen lernen könnten. Mit dem Ziel, die Wertschöpfung in unserer Region zu erhöhen, aber nicht um den Preis der Unpersönlichkeit.
Vielleicht gelänge es, ein Label «Zürichsee» auf die Beine zu stellen. So wie für Zürcher Labels geworben wird, könnte man das auf die ganze Region Zürichsee ausdehnen. Mit unseren Award-Preisträgern haben wir in den letzten Jahren einen kleinen, aber wichtigen Anfang gemacht. Ein Label mehr? Marken gehören zu den wichtigsten Vermögenswerten einer Firma. Es würde sich also lohnen, darüber einige Gedanken zu verlieren. Lassen Sie uns alle hoffnungsvoll in die Zukunft schauen ­– und wer weiss, was wir Ihnen in fünf Jahren zu berichten wissen?

(Photo: zvg)