Die Toilette ist ein stilles Örtchen im eigentlichen Sinn, denn der Gang aufs WC ist ein Tabu. Das war nicht immer so, im 17. Jahrhundert erledigte Louis XIV sein Geschäft noch in Anwesenheit von Besuch. Als vielschichtige kulturelle Form ist die Toilette geprägt von gesellschaftlichem Wandel und reich an psychologischen Dimensionen.

Daniel Eatock «Toilet Paper», 2019, Schweizer Remake aus Soft Comfort Toilettenpapier, sorgfältig im Inneren der Rolle aufgerollt, 3.9 x 10.2 cm. Foto: Stephan Nagl.

Anhand von Kunstwerken und kulturgeschichtlichem Material wird der Toilette auf den Grund gegangen. Die Alte Fabrik ist der ideale Ort dafür: Sie wurde 1917/1918 im Auftrag von Albert Emil Gebert erbaut und legte vor gut hundert Jahren den Grundstein für den heute weltweit tätigen Sanitärtechnikkonzern Geberit AG. Somit sind wir an der Quelle, um über die Toilette, Abwassertechnik und das Verhältnis des Menschen zu seinen körperlichen Ausscheidungen nachzudenken.

Noha Mokhtar & Gregor Huber, «Ideal Standard», 2015 Xerox Print auf Papier, 100 x 120 cm.

In der Ausstellung wird die Toilette als Schnittstelle zwischen dem Innen und dem Aussen verstanden: Sie bringt das Innere des Menschen – seine Biologie und Psyche – in Kontakt mit dem ihm Äusseren, seiner Umgebung, der sichtbaren Architektur. Auch baulich stehen Toiletten an einer Schnittstelle, sind sie doch über ein unsichtbares Abwassersystem mit dem verborgenen Inneren der Gebäude, mit dem Untergrund, dem Unsichtbaren verbunden. In der Toilette verzahnen sich Psychologie, Medizin, Soziologie, Architektur, Design und Technik.

Bethan Huws «Où sont les toilettes, s'il vous plaît?», 2018, Weisse Neonröhre, Argon, aufgezogen auf Plexiglas, Transformator, 8 x 173 cm, Galerie Tschudi, Zuoz.

(Bilder zvg Alte Fabrik)