Benannt nach einem typischen winterlichen Wetterphänomen, bei dem die Sicht durch Schnee und Nebel beeinträchtigt wird, interpretiert WHITEOUT den virtuellen Raum als eine weisse Leere, die zur Kulisse für die Darsteller wird. Mit einer VR-Brille erhalten die Besucher Zugang zum Raum. Dort können sie die virtualisierten Werke hautnah erleben und performativer bildender Kunst auf eine bisher beispiellose Art und Weise begegnen.
Die Ausstellung testet die Grenzen eines Mediums, das sich auf die physische Präsenz des Künstlers und des Publikums konzentriert und wirft Fragen nach räumlichen und zeitlichen Entfernungen sowie nach Dokumentation und Digitalisierung auf. In diesem Fall kann der Darsteller die Arbeit in einer privaten, sicheren Umgebung inszenieren, während der Betrachter zu einem stillen, körperlosen Voyeur wird, der sowohl dem virtuellen als auch dem physischen Raum, in dem er sich befindet, entrückt ist.

Die in New York lebende Künstlerin, Choreographin und documenta-14-Teilnehmerin Maria Hassabi beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit den Beziehungen von Tanz und Skulptur, Subjekt und Objekt, Körper und Bild. Die Performance STAGED? (2016) ist der erste Teil eines performativen Dyptichons, auf das die Performance STAGING folgt. In STAGED? umgibt das Publikum vier Performer*innen, die sich miteinander verschränken und ineinander verfangen und eine amorphe, skulpturale Masse bilden. Im endlosen Weiss des digitalen Ausstellungssettings spitzen sich die Fragen nach Körpern und Bildern noch zu und fordern die Besucher*innen besonders heraus, sich Zeit für die intensive Erfahrung zu nehmen. http://mariahassabi.com/

Der in Berlin lebende dänische Künstler Christian Falsnaes adressiert in seinen Performances die Besucher*innen normalerweise direkt und macht sie selbst zu Performer*innen. Er beschäftigt sich in seiner Arbeit mit Ritualen und Gruppenmentalitäten und seiner eigenen Rolle als Künstler. Für WHITEOUT entwickelte er seine neue Performance STUDIO, in dessen virtueller Umgebung diesmal keine physische Begegnung zwischen ihm, den Performenden und den Besuchenden stattfinden kann. Stattdessen werden die Besucher*innen zum Voyeur der Szene, in der die Performance aufgenommen wird. Statt selbst, wie üblich in seinen Performances, Anweisungen zu bekommen und eingebunden zu werden, beobachten die Besucher*innen, wie der Künstler mit den Performer*innen interagiert, und werden Zeuge des Prozesses der Inszenierung selbst. https://christianfalsnaes.com

«[sHe/it...] is my bio-political pronoun but simply call me [sHit]; if you can not deal with your own confusions», sagt Va-Bene Elikem Fiatsi [crazinisT artisT], Performance-Künstlerin aus Ghana. Mit Performances, experimentellen Videos und Installationen thematisiert [sHe/it] politische Ungerechtigkeit, geschlechtsspezifische Vorurteile, Sexismus, religiösen Extremismus und Gefühle der Verwundbarkeit. Für WHITEOUT wurde die existenzielle, körperlich an die Grenzen gehende Performance wouNded-wouNd im sterilen Ausstellungssetting wiederaufgeführt. Va-Bene Elikem Fiatsi erforscht in wouNded-wouNd in einem wiederholten Ritual die eigene Leere, Sterblichkeit, Misserfolge, Verletzlichkeit und Unterlegenheit auf der Suche nach Heilung und Reinigung. https://www.crazinistartist.com/

New Scenario ist ein kuratorisch künstlerisches Projekt der Künstler Paul Barsch und Tilman Hornig, welches Onlineausstellungen mit internationalen Künstler*innen in spektakulären narrativen Settings abseits des White Cube konzipiert und spätestens seit der 9. Berlin Biennale mit BODYHOLES, einer Ausstellung in den Körperöffnungen des menschlichen Körpers, für Furore sorgte. WHITEOUT legt als achtes Ausstellungsprojekt den Fokus auf zeitgenössische Performance und ist der Versuch, das intensive körperliche Erlebnis von Performance-Kunst in eine virtuelle Präsentationsform zu übertragen. http://newscenario.net

WHITEOUT wird mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert, im Rahmen des Projekts MARTA, ein Zusammenschluss von Hochschule Düsseldorf HSD, Tennagels, Lavalabs und NRW-Forum Düsseldorf.

(Photos: zvg Roehrs & Boetsch und New Scenario)