Sonja Alber, Chief Marketing Officer ad Interim von Ex Libris, verrät uns hier mehr über Lesekompetenz und Lesefreude.  
 

Können Sie uns einen Überblick über die aktuelle Ex Libris Kampagne zur Förderung der Lesefreude in der Schweiz geben?
 

Am Anfang stand unsere Mission, für die wir uns bei Ex Libris jeden Tag einsetzen: mehr Menschen lesen mehr. Denn wir sind überzeugt, Lesen ist für alle wichtig und muss entsprechend einfach zugänglich sein. Diese Überzeugung wollten wir erlebbar machen. Die Kampagnen-Idee «Wir wecken Lesefreude» unserer Kreativagentur BrinkertLück, hat uns sofort begeistert. Insbesondere gefallen hat uns, an ausgewählten Standorten echte Regale auf Plakate zu montieren und mit Büchern zu bestücken, damit Passanten sich gratis bedienen können. Denn was kann die Lesefreude besser wecken, als unerwartet Büchern zu begegnen und sie gratis mitnehmen zu können?

 

Sonja Alber, Chief Marketing Officer ad Interim von Ex Libris

(Bildcredit: Ex Libris)

 

Wie genau sieht die Kampagne aus?

 

Wir werden 61 OOH-Plakatstellen in elf Städten im deutschsprachigen Raum in der Schweiz haben und diese mehrfach mit Büchern bestücken. Influencer, mit denen wir zusammenarbeiten, haben sich richtig gute Sachen für ihre Follower überlegt. Eröffnen werden wir die Kampagne auch mit einem dreitägigen Event am Hauptbahnhof. Zudem gibt es noch weitere Überraschungen, die ich noch nicht verraten darf. Insgesamt werden wir während der Launch-Kampagne 12’000 Bücher verschenken!

 

Das Besondere: Die Bücher sind an Plakatstellen erhältlich. An über 60 Plakaten in der Deutschschweiz hängen speziell angefertigte Bücherregale mit neuesten Krimis, Romanen, Kinder- und Sachbüchern. (Bildcredit: Ex Libris)

 

Warum ist es wichtig, dass Menschen lesen?

 

Es gibt hier zwei wesentliche Aspekte: erstens ist es erwiesenermassen so, dass Lesekompetenz die Persönlichkeitsentwicklung fördert. Zweitens ist es so, dass Lesende das Lesen als eine tief befriedigende und Freude schaffende Beschäftigung empfinden, es also emotional äusserst positive Effekte hat.

 

Inwiefern unterstützt diese Kampagne die Verbesserung der Lesekompetenz?

 

Lesekompetenz beginnt mit Lesen und Büchern. Indem wir 12’000 Bücher zum Launch der Kampagne verschenken, wollen wir das Thema Bücher in den Fokus setzen und mit der breiten Verteilung an über 60 Stellen sicher auch Wenig Leser neugierig machen. Wir werden an diesem Thema bleiben und vor allem auf immer wieder neue Art Lesefreude schaffen.

 

Welche Rolle spielt die Lesekompetenz in der heutigen Gesellschaft, auch im Hinblick auf die Bildungschancen?

 

Es gibt eine klare Korrelation zwischen Lesekompetenz und Bildungsniveau. Je besser jemand lesen kann, umso einfacher ist auch ein Aufstieg im Beruf und in der Gesellschaft. Leider sind vor allem auch in der Schweiz Gymnasium und Uni vor allem ein Privileg der gebildeten Schichten. Eine Gesellschaft, die auf Chancengleichheit setzt, tut gut daran, bei der Lesekompetenz anzusetzen und diese bei ihrer Bevölkerung – egal welchen Alters, egal welchen sozialen Hintergrund – zu fördern.

 

Der Aktionsstand am Zürcher HB – der Event dauert drei Tage lang. (Bildcredit: Ex Libris)

 

Wie können Eltern und Erziehungsberechtigte die Lesekompetenz ihrer Kinder am besten fördern?

 

Es beginnt mit Vorlesen im frühen Alter und früh Kindern Bücher schenken. Dann natürlich auch mit den Kindern über die Bücher sprechen, die sie gerade lesen. Sie motivieren, sie loben, Leseabende einführen, Bücher in die Ferien mitnehmen, pro Buchstunde eine Stunde Nutzen Sozialer Medien einführen – immer oder zumindest in den Ferien, mit gutem Vorbild vorangehen und sicher noch vieles mehr.

 

Welche Rolle spielen Schulen bei der Förderung der Lesekompetenz der Schüler?

 

Natürlich eine mindestens so wichtige wie die Eltern. Seit diverse Studien zeigen, dass zu viel Einsatz digitaler Mittel im Schulunterricht negative Folgen hat, setzen progressive Schulen wieder stark auf das physische Buch. Natürlich ringen alle mit dem richtigen Umgang mit den neuen Medien. Es geht um ein optimales Miteinander von analogen und digitalen Mitteln, und das heisst offensichtlich nicht: möglichst viel digital. Eine Metastudie von Pablo Delgado, Bildungspsychologe an der Universität Sevilla, hat anhand von Daten von 170’000 Schülerinnen und Schülern aufgezeigt: Texte, vor allem Erklärtexte, werden besser verstanden und behalten, wenn sie über physische Bücher oder zumindest Papier vermittelt werden. Auch für schnelles Lesen ist Papier besser geeignet. Und dass das bei Digital Natives nicht anders ist, hat er auch noch zeigen können.

 

Bücher verschenken – und alle haben Freude. (Bildcredit: Ex Libris)

 

Was meinen Sie damit, dass Lesen eine tief befriedigende und Freude stiftende Beschäftigung ist?

 

Wir haben in der heutigen Zeit unendlich viele Möglichkeiten, uns die Zeit zu vertreiben. Neueste Mediastudien belegen, dass Social Media die Rolle von TV eingenommen hat – also zunehmend als Medium für Entertainment gegen Langeweile genutzt wird. Doch immer öfter wurde uns in Befragungen zurückgespiegelt, dass man mir nichts Dir nichts stunden-lang gesurft hat, und sich danach in gewissem Masse unerfüllt oder unzufrieden fühlt. Wer in der gleichen Zeitspanne etwas liest, zieht aus dieser Zeit sehr viel mehr positive Gefühle: z.B. wird die Fantasie angeregt, oder die Geschichte zieht einen einfach in den Bann, oder man hat gelernt über Menschen, Horizonte, Fachliches und vieles mehr. Oder man konnte einfach lachen oder sich am Inhalt erfreuen. All diese Gefühle sind tief empfunden, und wirken positiv auf die Psyche ein.

 

Welche langfristigen Ziele und Visionen hat Ex Libris in Bezug auf die Förderung der Lesekompetenz und Lesefreude in der Schweiz

 

Wir möchten Lesen allen Menschen in der Schweiz einfach zugänglich machen. Das wollen wir vor allem schaffen, indem wir auf vielfältige Weise Lesefreude wecken, Lust auf Bücher, Lust auf neue Welten, Lust auf Wissen schaffen. New Romance lesen ist genauso wertvoll wie Max Frisch.

 

Jede und jeder kann seine Lesefreude festhalten. (Bildcredit: Ex Libris)

 

Welche Botschaft möchten Sie an die Öffentlichkeit senden, um die Wichtigkeit der Lesekompetenz zu unterstreichen?

 

Je besser unsere Lesekompetenz in der ganzen Schweiz ist, je mehr Freude am Lesen wir alle hier entwickeln, umso besser verstehen wir uns – auch in unserer Vielfalt, ja Andersartigkeit, umso mehr schaffen wir soziale Chancengleichheit. Und nicht vergessen: schon ein Kapitel pro Tag in einem Buch zu lesen verlängert unsere Lebensdauer.

 

Was ist Ihr persönliches Lieblingsbuch?

 

Ich liebe die Harry Hole Krimis von Jo Nesbo, weil sie so unglaublich perfekt durchdachte Stories sind und Harry ein heldenhafter Antiheld ist. Ausserdem ist ein wichtiges Buch für mich: «The Big 5 for life.» Es ermöglicht mir, in regelmässigen Abständen zu reflektieren, was mir im Leben wichtig ist, was wirklich zählt.

 

Bildcredits: Ex Libris

 

 

HABEN SIE GEWUSST…?

 

  • Ex Libris wurde am 10. November 1947 als Buchclub gegründet. Er hat die Lizenzen der wichtigsten deutschsprachigen Verlage gekauft und die Bücher selber verlegt. Dadurch war es möglich, Bücher zu günstigen Preisen für alle zur Verfügung zu stellen und Werke junger Schweizer Autor*innen zu publizieren. 

 

  • Ab 1949 beteiligte sich der Migros-Genossenschafts-Bund an Ex Libris.

 

  • Im Jahr 1952 nahm Ex Libris Schallplatten ins Sortiment auf und gründete den Grammoclub, um qualitativ wertvolle Musik zu günstigen Preisen anzubieten.

 

  • Im Jahr 1956 geht Ex Libris ganz in den Besitz des Migros-Genossenschafts-Bundes über.

 

  • Im Jahr 1967 standen die ersten Kasperlitheater Platten in den Regalen zum Verkauf.

 

  • Im Jahr 1983 zählte Ex Libris 650’000 Mitglieder.

 

  • Seit den 1990er Jahren ist Ex Libris als Multimedia- und Unterhaltungsladen schweizweit bekannt und überschreitet erstmals die 100-Millionen-Umsatzmarke.

 

  • Als Antwort auf Amazon Books wurde im Jahr 1999 der Ex Libris Online Shop eröffnet.

 

  • In den frühen 2000ern erlangten Streamingdienste wie Netflix, iTunes oder Spotify immer mehr Bekanntheit. Von 2010 bis 2018 verlagerte Ex Libris ihr Geschäft immer mehr in den Online-Handel.

 

  • Im Jahr 2011 ergriff Ex Libris gegen das vom Parlament beschlossene „Bundesgesetz über die Buchpreisbindung“ erfolgreich das Referendum.

 

  • Im 2016 erhielt Ex Libris die Auszeichnung zum besten Online-Shop der Schweiz beim Swiss E-Commerce Award.

 

  • Seit diesem Jahr verfolgt Ex Libris ihre neue Vision: Lesen soll für alle Menschen in der Schweiz zugänglich sein.

 

Lesen bildet und Schenken macht Freude! (Bildcredit: Ex Libris)

 

(Bildcredit: Ex Libris)